Die Geschichte des Children‘s Orthopedic and Rehabilitation Centre (CORC) in Mylaudy

Medizinische Versorgung ist in einem Land wie Indien ein Luxus, den sich nicht alle leisten können. Um diesen Missstand ein wenig zu lindern, haben wir im Jahre 2002 in Mylaudy eine Orthopädiestation mit Rehazentrum in Betrieb genommen. Hier werden Kinder aus armen Familien umsonst behandelt. „Vater“ des Projekts ist der Hamburger Chirurg Dr. Jürgen Zippel (verstorben April 2023), der hier gemeinsam mit anderen Ärzten und Physiotherapeuten aus Deutschland unentgeltlich jedes Jahr für einige Monate arbeitete.

Ermöglicht wurde der Bau der Klinik vor mehr als zwei Jahrzehnten durch eine großzügige Spende der Alte Leipziger-Hallesche Versicherungsgruppe. Es ist die einzige auf Kinderorthopädie spezialisierte Klinik im Umkreis von 300 km in Tamil Nadu in diesem südlichsten Teil Südindiens und dementsprechend groß ist der Andrang. 2007 wurde das Zentrum von der Ärztekammer Schleswig-Holstein als ein “vorbildliches medizinisches Hilfsprojekt” bezeichnet.

Im April 2016 haben wir die Orthopädiestation an die indische gemeinnützige Non Government Organisation Pro Vision übergeben, die diese weitgehend nach unseren Vorstellungen fortführt, aber auch neue Impulse einbringt. Pro Vision leistet hervorragende Arbeit, führt Bewährtes fort und hat die Behandlung auch um für uns neue Methoden wie Ayurveda ergänzt. Wie in jedem Jahr ist das Team aus Ärzten und Therapeuten aus Europa weiterhin in Mylaudy vor Ort, um zu operieren und Fortbildungen zu veranstalten.

Die Ausstattung: Das CORC besteht aus einer 16-Betten-Station, einem Physiotherapieraum und einer orthopädischen Werkstatt. Das indische Team setzt sich aus einem Physiotherapeuten, einem Arzthelfer mit guten Deutschkenntnissen und einem Orthopädietechniker sowie dessen Auszubildenden zusammen. Die behandelnden deutschen Ärzte kommen, auf eigene Kosten, vorwiegend aus Hamburg. Ebenso auch unsere Physiotherapeutinnen, die die einheimischen Kollegen unterrichten und schulen und die operierten Kinder anleiten. Alle deutschen Teammitglieder arbeiten unentgeltlich und wechseln sich übers Jahr ab. Größere Operationen werden in einer privaten Unfallklinik in der Nähe durchgeführt ( Dr. Zippel: „Der Arzt dort macht eine erstklasige Unfallchirurgie mit internationalem Standard.“) – wir müssen hierfür nur die tatsächlich anfallenden Betriebskosten zahlen. Im Reha-Zentrum des CORC werden die operierten Kinder dann nachbehandelt.

Die Operationskosten können, genauso wie die Kosten für Medikamente, Verbandsmaterial und das medizinische Hilfspersonal, nur durch Spenden aufgebracht werden.

Neben Unfallverletzungen, Wachstumsstörungen und den Folgen von Kinderlähmung oder Hirnhautentzündung werden vor allem Missbildungen des Bewegungsapparats behandelt: vielfach Anomalien, die in Europa in den Praxen kaum noch zu sehen sind.